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An Franck F., 20. April 2017, Basel

Lieber Frank! Also doch, du bist es! Und auch so aktiv und interessiert wie eh und je – obwohl du 80 bist!?! Ich wusste –, nein, ich fange anders an ...

Ich mag mich nicht mehr erinnern, wo wir uns zum ersten mal getroffen haben, es ist möglich, dass es Ende der 80er Jahre in der Ecole gewesen ist. Aber ich kann mich jetzt, während ich schreibe, daran erinnern, dass wir viel in Zürich und zu erst in Winterthur ? gewesen und allerlei Pläne ausgeheckt haben. Natürlich über die Schule und wie man sie umgestalten könnte und – jedenfalls teilweise auch umgestaltet haben, d.h. Denise ist da federführend gewesen. Du warst auch einige male in Basel und zwar in der Landskronstrasse, ich weiss sogar noch wo: In der Nr. 36! Ich weiss auch noch, wie wir gegenüber in einer Beiz einen Salat

gegessen haben – im Garten! Wir diskutierten natürlich auch über die Schule und die LehrerInnenfortbildung usw usw. Ich habe mich dann nach und nach abgesetzt; es war mir zu theoretisch, immer noch ein Papier und nochmals ein Papier ... Ich bin damals auch umgezogen, 'aufs Land'. Ich wollte mit dem ganzen Schulkram  nichts mehr zu tun haben. Ich wurde immer skeptischer der Schule gegenüber; keine Schule, das wäre die beste Schule! Das meine ich im übrigen noch heute, aber das wäre eine andere und vielleicht auch nutzlose Diskussion. Ich habe mich     in den Paul und dann auch in die Edith GeheebCassierer zurückgezogen, so kann man das nennen.

Denise und dich habe ich umgefähr 1990 kennengelernt und 1993 / 94 war glaube ich das ganze zu Ende. Was blieb war eine Email-Adresse von dir, aber da kann etwas nicht stimmen, weil du gesagt hast ... aber was?

Ich habe die Ramsteinerstrasse in Basel2010 gekündigt und bin auf eine weitere Reise gegangen. Jetzt nach Afrika! Ich war für kurze Zeit in Kongo Rektor in einer Uni – das wollte ich wieder einmal sagen! –, und ich bin viel gereist. Damals habe ich im Kongo auch geholfen, eine Schule zu 'stabilisieren' und ein Projekt für blinde Menschen aufzubauen. Wir sind so in fahrt gekommen, es hätte so weiter gehen können, aber die Götter wollten es nicht so.

Im August 2013 hatte ich im Niger einen Hirnschlag. Das rechte Bein und der rechte Arm waren gelähmt, und ich konnte nicht mehr reden. Wenn du das alles schon weisst, dann muss ich es dir nicht nochmals erzählen, und im übrigen steht es auch auf meiner Webseite. – Jetzt bin ich wieder – naja gesund, das heisst, ich kann wieder einigermassen Reden, die beiden Beine sind allerdings gebrochen, aber das ist ja nicht so schlimm! Ich hatte im Sommer 2015 Epilepsie und jetzt vergesse ich vieles, was mir vor der Epilepsie ganz klar gewesen ist, aber das ist ja auch nicht so schlimm! Ich kann ohne Rollstuhl sein, aber ich bin dann sehr SEHR langsam, und wenn ich auf die Strasse möchte, dann nur mit Begleidung ... also es ist ganz leicht – wenn man geduld hätte! Ach, wenn man geduld hätte! Aber ich bin nicht ein geduldiger Mensch ... mist!

Und jetzt! Tja und jetzt. – Ich bin bald 3 Jahre in der Sperrstrasse in Kleinbasel, und ein Projekt ist umzuziehen. Wir haben es zur Zeit zwar ganz gemütlich hier, aber zwei Leute ziehen aus, wenn sie eine grössere Wohnung gefunden haben. Dann wären wir nur noch zu zweit in drei zimmern.  und der dritte Mensch geht im Herbst wieder zurück nach Argentinien, dann bliebe ich als einziger übrig, wenn ich nicht wieder ein Inserat mache ... Das ist zwar schade, aber was kann man da machen. Sie sind jung! Und ich will eigentlich eine GRÖSSERE Wohnung bzw eine grössere WG. Das gibt es zwar, aber auch da muss man suchen! Du merkst, es stinkt mir ein bisschen, und du merkst vielleicht auch, dass ich langsam wieder bin was ich war.

Dann haben wir wieder einen Verein gegründet, blöderweise diesen Verein, den wir vor anderthalb Jahren aufgelöst haben. Aber vielleicht ist es auch gut so, denn ich habe zeit und ich übe auch, wie man einen Verein gründet, denn ich habe keine Ahnung mehr wie man das macht. In dem Zusammenhang habe ich gerade ein Email an die Stadt Basel geschrieben und gefragt, wie man eine Steuerbefreiung griegt, wenn man eine soziale Einrichtung ist. Wir müssen auch noch einen vierten Menschen in den Vorstand holen, weil wir atministrativ überfordert sind mit drei Menschen die nicht viel Ahnung haben was Geld ist! . Übrigens der Verein heisss auch 'Darsilamano', und du kannst alles über die Seite www.darsilamano.org erfahren, was zu erfahren ist. Es ist (noch) nicht viel, aber es ist wenigstens ein Anfang.

Ein drittes Projekt ist ' die 'Ecole' auf dem Hasliberg. Ich bin ja jahrelang immer wieder dort gewesen, habe im Archiv gearbeitet, habe unterrichtet' und bin Familienhaupt' gewesen. Jetzt habe ich vor, den Menschen dort oben begreiflich zu machen, dass ich jetzt plötzlich nicht mehr gebraucht werde, nicht in der Ecole, sondern insgesammt. Man muss Karriere machen, das ist wichtig, alles andere zählt nicht. Aber es zählt eben doch, zum Beispiel dass ich vor habe in Afrika etwas für die Menschen dort 'unten' zu machen, und die Ecole könnte da helfen, indem sie  ... - ich bin eben immernoch irgendwie auch mit der Ecole verbunden, und wer weiss im übrigen was noch auf mich zukommt.

Ich habe jetzt, wo ich I.V.Bezüger bin, auch anspruch auf AssistentInnen, du siehst, man versorgt mich und man versorgt mich gut! Professionelle Leute überall, man kann sich nicht beklagen, aber Leute die einfach da sind, dass gibt es nur noch selten, und die hätte ich eigentlich lieber! Also auch da ist der Martin-Mensch nicht zufrieden! Was will er denn, Gopferdelli!

Ganz liebe Grüsse – oh, dass wichtigste habe ich fast vergessen! Was haben wir von 1994 an gemacht? Haben wir überhaupt was 'gemacht', und wie habe ich die Email-Adresse gekriegt? Es muss eine Brücke bestanden haben, aber ich weiss es nicht mehr?! Und, wer hat euch gesagt, dass ich im RehaB bin und wie kamt ihr von weit her zu mir? Dass ist mir ein wirkliches Rätsel!

Aber jetzt wirklich Schluss! Ganz liebe Grüsse auch der Alexandra