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An Franck Wi., 1. November 2016, Basel

Lieber Frank! Natürlich hast du recht mit allem was du sagst. Aber, ich widerhole mich, es geht nicht darum. Wer in die Schule gehen will, der gehe, nur es müsste auch andere Lernwege geben ...

Das, was mich wirklich beschäftigt ist das "Geld", denn das Geld ist King of the matter. Wenn wir ein Geld hätten, was ein Jahr gültig wäre und dann zerfällt, dann ... Ich weiss nicht wie man das macht, aber hier liegt der Hase im Pfeffer. Warum tun wir alles, das es uns materiell immer besser geht, und sozial immer schlechter? Die alten Leute vereinsamen, und wir arbeiten, nicht nur weil es uns Spass macht. Wenn wir die Wahl hätten, dann würden einige weniger arbeiten und lieber auf die Geschirrwaschmaschine und was man noch alles hat verzichten. Sie  würden mehr Zeit mit den Kindern zubringen oder spazieren oder jäten oder sich unterhalten ... Aber wenn man das macht, dann spürt man schnell, dass die Mieten teurer geworden sind und auch die Versicherungen sind hoch gegangen ... man muss arbeiten, sonst reicht das Geld nicht!

Und warum? Weil die Reichen noch reicher und mächtiger werden wollen und die ärmeren einmal auch reich sein wollen, oder gut: sie sind nicht reich, dann bitte, selber schuld! Man muss sich eben ansprengen, wenn man Erfolg haben will! Und die wirklich Armen! Natürlich das ist schlimm, aber man muss die Kinder in die Krippe bringen und dann zur Arbeit! Und kochen und den grösseren die Aufgaben machen - Entschuldigung, ich wollte sagen, zu helfen die Aufgaben zu machen! Und jetzt! Die Miete - es ist zum verrückt werden. Und die Uni, wenn sie das schafft! Gottseidank ist sie noch billig, ich meine die Uni. Aber sie verstehen: wir sind keine Chrösusse, das Geld muss verdient werden, und etwas Spass muss man doch auch haben dürfen! Ich bekenne mich schuldig! Vom Kopf wieder auf die Füsse zu stellen -, wer hat dafür jetzt noch Zeit! Die Schule und alle Ausbildungen müssten freiwillig sein, aber  ich muss leider zuerst die Kinder von der Krippe abholen und dann kochen ...

Für jetzt ist es genug. Ich gehe noch eine Zigarette rauchen und dann ins Bett. Ganz lieber Gruss, Martin