www.martinnaef.ch / 1.2: Briefe > An Franck Wi., 10. Oktober 2016, Basel
.

An Franck Wi., 10. Oktober 2016, Basel

Lieber Frank! Oh, oh! Wir haben uns glaube ich nicht verstanden. Ich habe nicht gemeint, dass ich ein hieb- und stichfestes Buch geschrieben habe. Das könnte ich nicht einmal, wenn ich wieder top fit wäre, denn dann könnte ein anderer ein anderes Buch schreiben, das beweist, dass das Buch, dass ich geschrieben habe, unsinnig und kontraproduktiv ist, während das Buch, dass er veröffentlichen wird, das ganze objektiv darstellen und kommentieren werde. Daraufhin sagt der dritte im Bunde, aber bitte, meine Herren, das geht doch nicht so, ich bitte Sie!

Nein, das war nicht meine Absicht. Ich habe versucht, eine Utopie zu Papier zu bringen, ganz naiv und unfertig, eine Utopie, die den einen gefällt und sie anspricht, und die anderen stösst sie ab oder es interessiert sie nicht. Warum nicht das ausdrücken, was mich bewegt? Und es bewegt mich schon!

Ich weiss ja auch, dass es eine Utopie ist, das Geld zum Beispiel oder eine freiwillige Schule, die auch nicht mehr die Macht hat, Prüfungen und dergleichen abzunehmen. Ich weiss, aber angenommen, dass einer daher kommt und sagt, ich bin 15 Jahre lang gereist und ich habe mich mehr und mehr mit Fragen der Medizin befasst. Ich habe keinen Doktorhut, aber viel Erfahrung. Ich habe gearbeitet und ich bin jetzt bereit, eine Praxis aufzutun. Ihr seht dann, was ich kann und was ich nicht kann. Am Schluss muss der Entscheiden, der genug vertrauen in mich hat.

Das könnte gehen, meinst du nicht. Das Geld ist nicht so wichtig, es wäre mehr der Reiz des Berufs, der zählt. Vielleicht ginge es sogar besser als jetzt, denn der Beruf ist freier ohne den Einfluss des Geldes. Wenn niemand kommt, dann stimmt was mit meinem Arzt sein nicht. Vielleicht ist der Mensch zu früh gekommen, oder er ist nicht so gut wie er denkt. Er muss noch dazulernen, den Beruf wechseln, weiter gehen ... Das ist Theorie, aber ... Kannst du das jetzt ein bisschen mehr verstehen? Ganz liebe Grüsse und ich bin gespannt, was du sagst! – Martin