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An Hanspeter H., 8. Januar 2017, Basel

Lieber Hanspeter! Also von wegen WG: Es geht sehr gut mit denen! Wir sprechen viel, viel sinnvolles und auch witzig blödsinniges! Wir essen ein- oder Zweimal pro Tag zusammen, der Rose lernt Deutsch und arbeitet noch nicht,   darum hat er Zeit mit mir da und dort hin zu gehen, zum Beispiel nach Bern und morgen - oie! - begleitet er mich zum Anpassen der Armschiene. In Bern hat es uns besser gefallen, aber was tut man nicht alles für die 'Gesundheit'! Vielleicht gehen zwei von drei WG-Menschen allerdings schon bald nach Deutschland. Wir werden sehen. Sie sind viel jünger, darum müssen sie auch wieder zu sich schauen, obwohl der Alte ein bisschen traurig ist! A Propo Buch: Das beschäftigt mich schon auch, aber wenn, dann werde ich ein Buch über das Leben schreiben. Natürlich kommt da auch Afrika vor, aber auch anderes. Insgesamt pressiert es nicht so.

Im Moment probiere ich in Kongo wieder ein bisschen System in das Ganze zu bringen: Angefangen haben wir 2011; der Alain hat damals in Uvira studiert und ich war einer der Lehrer von ihm. Wir haben uns auch ausserhalb des Unterrichts viel gesehen. Als Alains Mutter, welche im Nordkongo eine Schule aufgebaut und geleitet hatte,  nicht mehr konnte, da hat Alain das Studium aufgegeben, und jetzt arbeitet er seit fünf Jahren in Nordkongo in der Schule. Wir haben einen Verein gegründet und haben ihm immer wieder geholfen, aber jetzt haben wir kein Geld mehr und wir haben  vor einem Jahr den Verein aufgelöst, weil ich damals glaubte, ich werde sterben! Glücklicherweise ist Bärni Bonjour in Liestal noch einmal bereit, 2016-17 die Schule in Botembo zu übernehmen! Aber dann?

Ich möchte eigentlich auch in Uvira aktiv werden, weil Masemo, ein anderer Student von mir,  jetzt einen Master in Umweltsachen gemacht hat und plant, sich den Kindern und Jugendlichen anzunehmen, die nicht in die Schule gehen. Also habe ich vorgestern den Bärni und den Gilles angerufen, und, ein Fortschritt von mir, wir kamen überein ein bisschen zu werben und im März eine öffentliche Veranstaltung zu machen und zu erzählen, was in Kongo und in den Schulen wirklich los ist. Wir hoffen auf diese Weise einige Menschen zu motivieren, zu helfen. Gleichzeitig machen wir einen neuen Verein ... Das ist natürlich noch nicht so konkret wie ich's haben möchte, aber es bewegt sich und es bewegt sich in die richtige Richtung.

Also HP, jetzt klemme ich ab. Es gäbe noch viel zu erzählen, vor allem dann wenn ich's immer wieder vergesse! Ganz liebe Grüsse auch der Heidi und den 'Kindern'! - Martin